Stadtteil

Geschichte des Stadtteiles Weichs

Die Geschichte des Regensburger Vorortes Weichs ist eng mit der Geschichte seines Schlosses verbunden. Sein Name aus dem gotischen veihs (Dorf, lat. vicus = Dorf, Flecken) hat schon ein sehr altes Gepräge. Um 888 tritt Weichs als wihse, latinisiert als wihsin auf.

Die fränkischen Könige, welche die bayerischen Herzöge in unserem Raume ablösten, haben die treuen Dienste ihrer Gefolgsleute meist mit Belehnungen von Land- und Burgbesitz belohnt. So kommen Lehensträger in den Besitz des Flecken wihse und nennen sich nach der Veste.

Auch Klöster erfreuten sich der Gunst der Könige und wurden reichlich mit Landbesitz bedacht. So ist in der ersten Urkunde vom Jahr 888 aus dem Emmeramer Traditionsbuch vom Diakon Anamot berichtet, daß unser Weichs zum Eigen des heiligen Emmeram gehörte. Der Edle Unlatz von Langenerling vertauschte laut dieser Urkunde seinen Besitz von dort nach Weichs. Lassen wir die Urkunde selbst sprechen: "Es sei zu Wissen allen mit Fleiß Getreuen, daß ein gewisser Edler namens Unlatz solches Eigen zu (Langen Erling), übergab an den heiligen Emmeram." Dagegen aber übergab Ascaricus der Vogt mit Zustimmung seines Herrn des Bischofs Ambricho vom Eigen des heiligen Emmeram dem genannen Edlen Unlatz zu Weichs die Kirche, ein Haus mit Hofstatt, eine Scheune, vier Huben, 5 Hörige, deren Namen sind Nordpold, Adalfrid, Zeizilo, Rattrud, Deotflat, zu eigen."

Nach Janner I ist Ambricho Abtbischof von St. Emmeram und zwar von 864 bis 891. Von diesem Unlatz bis etwa 1150 klafft eine große Lücke in der Besitzerreihe derer von Weichs. Von 1150 ab treten die Weichser von Nieder-Traubling und Ramspau als Eigentümer des Schlosses Weichs auf. Dieses wechselte nun in der Folgezeit sehr oft seinen Besitzer. Die Sippe der Weichser von Niedertraubling wird uns urkundlich bekannt mit Albrecht, dem Sieger im Turnier von Mörsburg 968, und endigt mit Friedrich dem Weichser von Traubling 1413. Diese Weichser von Traubling erscheinen bis 1280 als Besitzer von Weichs. Der Ministeriale Chunrat de wihse erscheint 1221 in den Prüfeninger Urkunden. 1225 erwirbt er von Abt Rapoto von Prüll die sogenannten Königshube in Weichs. Sie müssen wehrhafte Kämpen und turnierfähige Ritter gewesen sein!

Die Weichser von Traubling
haben oft mit der Kling',
viel Ritterliches erworben,
nun seind sie all' g'storben!!

Der vorerwähnte Friedrich, "der alt Weichser von Traubling", un sein Son begegnen uns noch wiederholt. 1331 übergab er einige Lehen auf dem Weichser Berg an St. Emmeram und 1324 überließ er Häuser bei St. Jakob an das Schottenkloster. Im Jahre 1349 hat sich Friedrich der Weichser dem Bischof Heinrich von Regensburg mit seinem Leib und einem Helm auf ein Jahr zu Diensten verschrieben, ausgenommen gegen den Kaiser. Der letzte seines Namens, wieder ein Friedrich d. W., wird noch 1413 erwähnt.

Die Burg Weichs mit dem Gutshof geht wohl zurück auf die 1225 bezeugte Königshube. Von den Weichsern übernahm 1280 Herzog Otto der Erlauchte von Ludwig dem Strengen das Kastrum Weichs; die Herzoge Rudolf und Ludwig überließen 1311 die "Purch Weichs" pfandweise Heinrich dem Auer. Herzog Rudolf von Bayern gab den Weichsern von Traubling für ihre Veste Weichs die Burg Ramspau, von welcher noch ein alter Turm mitten im Walde vorhanden ist.

1345 treten als Besitzer von Weichs die Regensburger Patrizier die "Gumprecht auf der Hayde" auf. Sogar Kaiser Ludwig der Bayer zählte zu den Schuldnern der reichen Gumprecht. Eine verwitterte Steintafel an dem Turm der Hundsumkehr erinnert an den Stadtkämmerer Leupolt den Gumprecht. Bereits 1358 verkaufte Margarete Gumprecht die Burg Weichs an Stephan den Thundorfer, einem Angehörigen der großen Thundorfer Sippe. Ein Bischof aus der Thundorfer Sippe vollzog bereits 1275 die Grundsteinlegung unseres Domes St. Peter. Das Stammhaus der Thundorfer ist das große Goliathhaus.

Knappe vier Jahre saßen "Thundorfer" auf der Burg Weichs. Bereits 1362 folgten die Sitauer, ein schon 1338 bekanntes Bürgergeschlecht im Rat der Stadt. 1409 verkaufte Anna, das Thomas Sitauers Witib, die Purch Weichs an ihren Eidam Heinrich den Aman, einen bekannten Regensburger Bürger. 1481 überließ Herzog Albrecht von Bayern dem Hansen Nothaft dem Aelteren von Wernberg Burg unf Veste Weichs, die von da an eine freie, unbelehnte Hofmark bildete. Der meist adelige Inhaber, der Hofmarksherr, besaß außer der Steuerfreiheit, die niedere Gerichtsbarkeint über die Insassen, die Hofmarksmänner (Hörige). 1504 waren die Hofmarksherren die böhmischen Grafen von Guttenstein, aus der Gegend von Tachau stammend. 1516 umgab Heinrich der Guttensteiner das Schlößl Weichs mit Graben, Schütt und Mauer. Schließlich kam das Niedermünsterstift in den Besitz von Weichs. Eine Originalurkunde von 15. Januar 1601 besagt, daß der kurfürstliche Rentmeister von Straubing 5000 Gulden Kaufgeld an den Niedermünsterstift ausgezahlt habe. Damit war Herzog Maximilian, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog von Ober- und Niederbayern, Besitzer von Weichs geworden. Nach 1601 wurde das "Weiße (Bräuhaus) Preuhauss" neben dem Schloß errichtet. Als im Schwedenkrieg 1630 das Stadtamhofer Pfleghaus zerstört wurde, war der Sitz des Pflegeames (Landrichteramtes), sowie des Bräuamtes nur mehr das Schloß in Weichs. 1638 wurde Christoph Reisner von Lichtenstern, gestorben 1656, begraben in der Minoritenkirche, Pfleger von Stadtamhhof und Preuverwalter von Weichs. Als solcher hatte er auch auf "Die Sperr" der Donau zu achten. Zwei Söhnchen von ihm liegen in der Schloßkapelle in Weichs begraben. Die Grabsteine sind nicht erhalten.

1726 heißt es in der Rentamtsbeschreibung Bayerns von Michael Wenning:

"Weix ist ein Schloß mit Ringmauern, Rundellen, einem Graben und Wall; war vor alters eine Hofmark, wobei die Schloßfelder annoch vorhanden; selbst bewohnt jetzt ein kurfürstlicher Pfleger des Pfleggerichtes Statt am Hof und stehet in guter Bauwürde. Feindeszeiten haben ihm  zwar eine Verwüstung, aber die Friedenszeit den jetzigen guten Stand gegeben." Ein Stich aus jener Zeit zeigt auch die Holzstapel des nahe Holzgarten und eine Ulmer Schachtel.

Von 1731 bis 1765 amtete in Weichs als Pflegekommissar und Bräuverwalter, ab 1737 auch als Landrichter und Landhauptmann der Landfahne Georg Ferdinand Tengler (Dengler) von Ried, auch von Rammelsberg. Unter ihm hatte Weichs während des österreichischen Erbfolgekrieges so manche Gefahr durchzumachen. Das Schloß war von den Franzosen mit Mannschaft und Kanonen besetzt. Sie zogen sich aber vor dem anrückenden Lobkowitzischen Chorps zurück, nur 30 Mann wurden im Schloß zurückgelassen, die sich aber nach Abgabe einer Salve den stürmenden Österreichern ergaben. Vielleicht haben diese Kriegsereignisse den Landrichter veranlaßt, dem heiligen Nepomuk zu Ehren eine Bildsäule zu errichten, auf der die Anfangsbuchstaben des Stifters zu lesen Waren: G. F. V. F. (George Ferdinand von Denlger). Ende des 18. Jahrhunderts kamen Angehörige des freiherrlichen Geschlechtes von Weichs an der Glonn in die Verwaltung der Weichser Güter. Eine Kaufurkunde, ausgestellt von Carl Theodor, Herzog von Bayern, vom 25. Hornung 1784 meldet den Verkauf der Hofmark Weichs nebst Verleihung des Niedergerichts, der Jagd- und Taferngerechtigkeit an Josef, Frhr. von Weichs, Wirklicher Geheimer Rat und Videzom in Straubing. Er starb 1787. Der markanteste der Weichser an der Glonn war Clemens Frhr. von Weichs, welcher als Komtur der Malteserritter in Amberg am 15. Februar 1801 starb und in der dortigen Jesuitengruft beigesetzt wurde. Bis 1803 hatte Josef Maria Reichsfreiherr von Weichs an der Glonn das Erblandrichteramt von Stadtamhof inne. In diesem Jahre wurde das Landgericht und Rentamt Stadtamhof neu organisiert. Die freiherrlich von Weichs'sche, dann kurfürstlich bayerische Hofmarksgericht bestand bis 1804. Von 1810 an gehörte Weichs zum königlichen Landgericht Regenstauf. Bei der Übergabe Regensburgs an Bayern am 2. Mai 1810 war auch ein Freiherr von Weichs als königlich bayerischer Kommissar beteiligt. Die Zeit der Ritter und Adelsherren der hochgebietenden Beamten und Gnaden des Herrn Landrichters war vorbei. Schon 1799 waren Gründe und Felder des Schlosses verkauft. Nach 1800, einer Zeit der Wohnungsnot, ziehen neue Bewohner ins Schloß ein: Gewerbetreibende, Arbeiter, kleine Landwirte und Gärtner. Auch ein Armenhaus befand sich um 1850 vorübergend im Schloß.

Die selbständie Gemeinde Weichs, wie sie sich im 19. und 20. Jahrhundert herausgebildet hatte, wird 1924 mit 1180 Einwohnern und rund 100 Tagwerk Boden nach Regensburg eingemeindet. Der letzte Weichser Bürgermeister Sebastian Regner übergibt das Gemeindesiegel an die Stadtverwaltung. Der 1. Weltkrieg hat auch dem Regensburger Vorort schwere Wunden geschlagen. 31 Tote sind am Kriegerdenkmal verzeichnet. Am 21. Dezember 1926 brannte in Weichs zum erstenmal das elektrische Licht für die Straßenbeleuchtung. Der Bombenkrieg zerstörte im Frühjahr 1945 zehn Häuser und begrub am 5. Februar 1945 sieben Einwohner unter den Trümmern des Hauses Nr. 24 im Schwabelweiser Weg. Im 2. Weltkrieg fielen 81 Helden aus Weichs. Die Wunden, die der 2. Weltkrieg schlug, wurden aber durch den Fleiß der Bevölkerung bald geheilt. Die Erschließung eines großzügig angelegten Wohnungs- und Industriebezirkes zwischen Holzgartenstraße und Donaustaufer Straße weist in eine bessere Zukunft.

Quellenangabe:
Festschrift herausgegeben vom Festausschuss Heimatfest Reinhausen-Weichs 1958